Bauarbeiten legen Strecke Hamburg-Berlin lahm
Bauarbeiten legen Strecke Hamburg-Berlin lahm, Foto: pixabay

Ab August 2025 beginnt eine der größten Streckensanierungen in Deutschland. Die Deutsche Bahn schließt die Verbindung zwischen Hamburg und Berlin vollständig. Rund 280 Kilometer Schieneninfrastruktur werden erneuert oder modernisiert. Millionen Fahrgäste sind betroffen – sowohl im Fern- als auch im Regionalverkehr. Reisende, Pendler und Urlauber müssen sich auf umfangreiche Änderungen einstellen. Es entfallen Halte, verlängern sich Fahrzeiten und verschiebt sich das gesamte Taktangebot. Eine Übersicht zeigt, was konkret geplant ist, wie lange es dauert und welche Ausweichmöglichkeiten bestehen.

Inhaltsverzeichnis:

Sperrung betrifft 30.000 Fahrgäste täglich

Vom 1. August 2025 um 21 Uhr bis zum 30. April 2026 um 23.59 Uhr bleibt die Strecke komplett gesperrt. Laut der Deutschen Bahn ist die Maßnahme unausweichlich. Die vorhandene Infrastruktur sei veraltet. Julian Fassing von der DB nennt als Beispiel Stellwerke, die noch mit Disketten arbeiten.

Bereits zwischen August und Dezember 2024 kam es zu vorbereitenden Arbeiten auf der Strecke. Nun erfolgt die vollständige Generalsanierung. Täglich nutzen rund 30.000 Personen im Fernverkehr die Verbindung Hamburg–Berlin. Insgesamt verkehren dort bis zu 470 Züge pro Tag, die nun entweder entfallen oder umgeleitet werden.

Umleitungen im Fernverkehr

  • Züge zwischen Hamburg und Berlin fahren während der Sperrung über Stendal und Uelzen.
  • Die Fahrt verlängert sich um etwa 45 Minuten.
  • Statt alle 30 Minuten fährt nun nur noch ein Zug pro Stunde.
  • Die Bahnhöfe Ludwigslust und Wittenberge werden nicht mehr angefahren.

Verbindungen zwischen Hamburg und Rostock werden über Lübeck und Bad Kleinen geleitet – rund 60 Minuten mehr Fahrzeit. Schwerin entfällt vollständig im Fernverkehr. Die EC-Züge nach Prag starten in dieser Zeit erst ab Berlin.

Regionale Strecken stark betroffen

28 Regionalverbindungen sind von der Sperrung betroffen. Zahlreiche Züge entfallen oder verkehren nur auf Teilstrecken. Ein Schienenersatzverkehr mit Bussen wird eingerichtet. Dieser wird von Ecovista betrieben und bietet:

  • WLAN und USB-Steckdosen
  • Toiletten auf längeren Strecken

Besonders betroffen sind auch Urlaubsverbindungen an die Ostsee. Züge zwischen Hamburg und der Küste werden ebenfalls über Lübeck umgeleitet. Die Bahn setzt dort täglich sechs IC-Züge ein, um die Erreichbarkeit der Urlaubsregionen sicherzustellen. Allerdings wird auch hier mit Verspätungen von bis zu 60 Minuten gerechnet.

Einschränkungen für Reisende in Schwerin

  • Kein Fernverkehrshalt in Schwerin während der Bauzeit
  • Reisende müssen auf Ersatzverbindungen ab Bützow umsteigen
  • IC-Verbindungen Rostock–Leipzig verkehren nur bis Magdeburg

Umfangreiche Bauarbeiten geplant

Die Generalsanierung umfasst die Erneuerung und Modernisierung zentraler Streckenelemente:

Bauelement Umfang
Gesamtlänge der Strecke ca. 280 km
Komplette Gleiserneuerung 165 km
Teilweise Gleissanierung 61 km
Neue Weichen 249 Stück
Stellwerke modernisiert 19
Neue Stellwerke 6
Erneuerte Bahnhöfe 28
Neue Oberleitungen Ja
Neue Fahrdrähte Ja

Ziel ist die Vorbereitung auf digitale Leit- und Sicherungstechnik. Diese soll künftig einen engeren Takt und weniger Störungen ermöglichen. Die Umstellung auf die neue Technik erfolgt jedoch erst ab dem Jahr 2030.

Fahrgastrechte bei Verspätung

Reisende haben bei Ausfällen und Verspätungen bestimmte Rechte. Diese gelten EU-weit und sehen Rückerstattungen vor. Bei Fernverkehrsreisen gilt:

  1. Ab 60 Minuten Verspätung: 25 % des Ticketpreises zurück
  2. Ab 120 Minuten Verspätung: 50 % Rückerstattung

Im Nahverkehr sind die Entschädigungen geringer. Verspätungen müssen gesammelt eingereicht werden. Zusätzlich stehen den Fahrgästen folgende Rechte zu:

  • Kostenlose Mahlzeiten und Getränke bei über 60 Minuten Verspätung
  • Erstattung für Hotelübernachtung, wenn keine Weiterfahrt möglich ist
  • Taxiübernahme, wenn keine Verbindung zwischen 0 und 5 Uhr existiert oder der letzte Zug ausfällt

Vor einer Eigenbuchung sollte immer eine Rücksprache mit der Bahn erfolgen.

Kosten und weitere Projekte

Die Sanierung der Strecke Hamburg-Berlin kostet rund 2,2 Milliarden Euro. Zum Vergleich: Die Riedbahn zwischen Frankfurt und Mannheim, nur 70 Kilometer lang, verschlang 2024 trotz kürzerer Sperrzeit etwa 1,5 Milliarden Euro.

Weitere Großprojekte sind bereits geplant:

  • Emmerich-Oberhausen (NRW): Arbeiten laufen bereits
  • 2026 folgende Strecken:
    • Hagen-Köln
    • Nürnberg-Regensburg
    • Obertraubling-Passau
    • Troisdorf-Wiesbaden

Bis 2036 sollen rund 40 hochbelastete Strecken bundesweit modernisiert werden. Das Ziel: Weniger Ausfälle, höhere Taktfrequenz und moderne Signaltechnik. Doch der Weg dorthin bleibt für Fahrgäste mit Einschränkungen verbunden.

Quelle: Reise Reporter