Liebesbetrug
Liebesbetrug, Foto: pixabay

Immer mehr Menschen suchen im Internet nach Liebe – und stoßen dabei nicht selten auf kriminelle Machenschaften. Online-Plattformen werden zunehmend zur Bühne für sogenannten Liebesbetrug, bei dem Täter durch emotionale Manipulation an das Geld ihrer Opfer gelangen. Die Zahl der Fälle steigt stetig, vor allem in Baden-Württemberg. Besonders gefährlich: Die Täter agieren international und greifen dabei auf immer raffiniertere Methoden zurück.

Inhaltsverzeichnis:

Opfer überweist 2,3 Millionen Euro an angebliche Ärztin aus dem Jemen

Ein Mann aus dem Rems-Murr-Kreis verlor durch Liebesbetrug insgesamt 2,3 Millionen Euro. Er hatte das Geld einer angeblichen Notärztin überwiesen, die vorgab, im Jemen zu leben und finanzielle Unterstützung für die Pflege ihrer kranken Mutter zu benötigen. Die Täterin hatte über Monate das Vertrauen des Mannes aufgebaut, ehe sie Geldforderungen stellte. Krankenpflege, Flugtickets oder Visa – mit emotional aufgeladenen Geschichten werden immer neue Zahlungen eingefordert.

Solche Fälle sind keine Einzelfälle. Die Polizeiliche Kriminalprävention der Länder und des Bundes berichtet, dass Liebesbetrüger besonders häufig gefälschte Ausweispapiere und Einladungen nach Deutschland verwenden, um an Visa oder Geld zu gelangen. Besonders betroffen sind ältere, alleinstehende Menschen, die über Dating-Apps oder soziale Netzwerke kontaktiert werden.

Kryptowährungs-Apps als neues Betrugswerkzeug

Ein weiteres Beispiel für die Methoden der Täter ist der sogenannte Kapitalanlagebetrug über Krypto-Apps. Dabei wird das Opfer zunächst emotional manipuliert. Später wird es aufgefordert, Geld in eine App für Kryptowährung zu investieren. Marcel Ferraro vom Polizeipräsidium Konstanz erklärt: „Das Geld landet auf einer Krypto-Wallet und wird anschließend ins Ausland transferiert.“ Die versprochenen Gewinne existieren nicht, sie werden nur vorgetäuscht.

In manchen Fällen erhalten die Opfer Zugang zu gefälschten Plattformen, auf denen angebliche Kursgewinne angezeigt werden. Der Trick: Die Täter fordern immer weitere Einzahlungen, solange das Opfer glaubt, es handle sich um eine echte Anlage. Im schlimmsten Fall gelingt es ihnen, Zugang zu der Wallet oder dem Konto zu bekommen und das gesamte Vermögen zu stehlen.

Rückforderungsbetrug folgt auf den Liebesbetrug

Selbst nach dem Erkennen des Betrugs geben viele Täter nicht auf. Sie setzen auf eine zweite Betrugswelle – den sogenannten Recovery Scam. Hier gibt sich ein angeblicher Mitarbeiter einer deutschen Behörde, etwa der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht, als Helfer aus. Er behauptet, das verlorene Geld sei sichergestellt und könne durch Zahlung einer Gebühr zurückerstattet werden.

Doch auch das ist eine Lüge. Ferraro warnt: „Auch diese Geschichten sind frei erfunden. Es geht allein darum, die Opfer weiter auszunehmen.“ Die Täter nutzen dabei die Hoffnung der Betroffenen aus, doch noch an ihr Geld zu kommen. Ein gefährlicher Kreislauf, der oft mit einem hohen finanziellen Verlust endet.

Polizeiliche Zahlen aus Baden-Württemberg zeigen dramatische Entwicklung

Die Zahl der dokumentierten Fälle in Baden-Württemberg steigt seit Jahren deutlich an. Laut Landeskriminalamt BW wurden allein im Jahr 2024 734 Auslandsfälle mit einer Schadenssumme von 16,7 Millionen Euro registriert. Innerhalb Deutschlands gab es 67 weitere Fälle, die einen Schaden von rund 2,1 Millionen Euro verursachten.

Die Dunkelziffer liegt vermutlich deutlich höher. Viele Opfer schämen sich und erstatten keine Anzeige. Das macht die Ermittlungen schwierig. Die Täter operieren meist aus dem Ausland. Oft handelt es sich um organisierte Gruppen, die wie in Callcentern vor mehreren Computern sitzen und gezielt Kontakt zu potenziellen Opfern aufnehmen.

Warnzeichen frühzeitig erkennen

Es gibt jedoch typische Merkmale, an denen sich Romance Scamming erkennen lässt:

  • Schnelle Liebesbekenntnisse (sogenanntes Love Bombing)
  • Andauernde Ausreden, warum kein Treffen möglich ist
  • Bitten um Geld, Visa oder andere finanzielle Hilfen
  • Geschichten von Notfällen oder schwerer Krankheit

Ferraro betont: „Geldforderungen im Internet sollten immer skeptisch machen – auch wenn man die Person schon länger kennt.“ Täter investieren oft Monate in den Aufbau einer Beziehung, ehe sie Geld verlangen.

Schutz durch Aufmerksamkeit und Kontrolle

Wer neue Kontakte über Dating-Plattformen knüpft, sollte sich einige Fragen stellen:

  • Gibt es Beweise für die Identität des Gegenübers?
  • Tauchen die Bilder des Profils in anderen Kontexten im Netz auf?
  • Reagiert die Person ausweichend auf Vorschläge für reale Treffen?

Zudem helfen diese Maßnahmen:

  • Online-Suche nach Namen und Bildern
  • Gespräche mit Freunden oder Familie über die neue Bekanntschaft
  • Misstrauen bei ungewöhnlichen Geschichten oder finanziellen Anfragen

Im Zweifelsfall sollte man niemals Geld überweisen, keine Kontodaten preisgeben und sich sofort an die Polizei wenden. Denn bereits der Versuch eines Betrugs ist strafbar. Ermittlungen sind nur dann erfolgreich, wenn möglichst viele Informationen gesammelt werden – etwa Nachrichtenverläufe, Kontaktdaten oder Screenshots.

Mehr Aufklärung notwendig

Die Täter werden professioneller und ihre Methoden raffinierter. Deshalb ist es entscheidend, über Romance Scamming aufzuklären. Nur so können potenzielle Opfer gewarnt und weitere Fälle verhindert werden. Wachsamkeit und Informationsaustausch sind die wirksamsten Mittel gegen diese perfide Form des Betrugs.

Quelle: SWR