Persönlichkeitsstörung
Persönlichkeitsstörung, Foto: pixabay

Egoistisches Verhalten ist keine Seltenheit – es begegnet uns im Alltag, in Beziehungen und am Arbeitsplatz. Oft wird der Begriff ungenau verwendet oder mit ähnlichen Konzepten verwechselt. Eine klare Abgrenzung zwischen Egoismus, Egozentrik und Narzissmus zeigt, wie unterschiedlich diese Verhaltensweisen tatsächlich sind. Jede dieser Haltungen hat ihre eigenen Ursachen, Auswirkungen und Merkmale.

Inhaltsverzeichnis:

Oscar Wilde und die Definition von Egoismus

Oscar Wilde beschrieb im 19. Jahrhundert Egoismus als das Verlangen, dass andere nach eigenen Vorstellungen leben sollen. Dieser Gedanke zeigt deutlich, worum es beim Egoismus geht: das eigene Interesse steht über allem. Egoisten verfolgen konsequent persönliche Ziele – ohne Rücksicht auf Mitmenschen. Mitgefühl, Empathie oder Kompromissbereitschaft sind ihnen häufig fremd. Typisch für egoistisches Verhalten sind:

  • Zielorientiertes Handeln auf Kosten anderer
  • Geringe Selbstreflexion und hohe Selbstüberschätzung
  • Nutzung sozialer Beziehungen zum eigenen Vorteil
  • Keine Berücksichtigung fremder Bedürfnisse

Egoisten handeln nach dem Ellenbogenprinzip. Dabei kann ihr Verhalten sowohl beruflich als auch privat Konflikte verursachen.

Unterschiede zwischen Egoismus und Egozentrik

Egozentriker unterscheiden sich von Egoisten durch ihr starkes Bedürfnis nach Anerkennung. Der Begriff leitet sich vom lateinischen „ego“ (Ich) und „centrum“ (Mittelpunkt) ab. Sie stellen sich selbst ins Zentrum jeder Situation. Die Meinung anderer spielt für sie kaum eine Rolle – sie glauben, stets im Recht zu sein. Egozentriker neigen zu:

  • Bedürfnis nach ständiger Aufmerksamkeit
  • Überempfindlichkeit gegenüber Kritik
  • Mangelndem Einfühlungsvermögen
  • Wunsch nach positiver Bewertung durch andere

Im Gegensatz zum Egoisten ist der Egozentriker abhängig vom Urteil seiner Mitmenschen. Er fühlt sich schnell persönlich angegriffen, wenn Kritik geäußert wird. Das zeigt, dass sein Selbstbild trotz dominanter Außenwirkung instabil ist.

Narzissmus als krankhafte Form der Selbstbezogenheit

Narzissmus geht über reinen Egoismus hinaus. Es handelt sich um eine anerkannte Persönlichkeitsstörung mit tiefgreifenden psychischen Ursachen. Narzisstische Menschen besitzen ein übertriebenes Selbstbild, leiden aber oft gleichzeitig unter geringem Selbstwertgefühl. Merkmale pathologischer Narzissten sind:

  • Übersteigerte Selbstliebe ohne reale Grundlage
  • Suche nach ständiger Bewunderung
  • Unfähigkeit zur Kritikannahme
  • Minderwertigkeitsgefühle aus der Kindheit

Oft liegen die Ursachen in frühen Kindheitserfahrungen, etwa durch mangelnde Anerkennung oder emotionale Distanz der Eltern. Betroffene vergleichen sich ständig mit anderen, um ihr Selbstbild zu stabilisieren. Dieser ständige Wettbewerb kann sowohl sie selbst als auch ihr Umfeld belasten.

Egoismus im Alltag – notwendig oder gefährlich?

Ein gewisses Maß an Egoismus ist in vielen Situationen sogar hilfreich. Ohne Selbstschutz oder die Fähigkeit, persönliche Ziele zu setzen, wären Menschen leicht ausnutzbar. Selbstbehauptung ist notwendig, um sich in einer komplexen Gesellschaft zu behaupten.

Die Dosis entscheidet über Wirkung und Schaden. Wer nur auf sich selbst achtet, gefährdet soziale Beziehungen. Wer dagegen gesunden Egoismus zeigt, kann klare Grenzen setzen, ohne andere zu verletzen. Eine ausgewogene Haltung umfasst:

  • Selbstfürsorge ohne Rücksichtslosigkeit
  • Durchsetzungsvermögen mit Empathie
  • Eigenverantwortung ohne Überheblichkeit

Die Unterscheidung zwischen Egoismus, Egozentrik und Narzissmus hilft, Verhaltensmuster besser zu erkennen und einzuordnen. Nur wer versteht, wie diese Muster entstehen, kann sinnvoll mit ihnen umgehen – beruflich wie privat.

Quelle: RTL