Ende der Zeitumstellung naht
Ende der Zeitumstellung naht, Foto: Pixabay

Nach Jahren der Verzögerung will die EU-Kommission die halbjährliche Zeitumstellung abschaffen. Der zuständige Kommissar Apostolos Tzitzikostas kündigte in Straßburg einen konkreten Schritt an, um die Blockade zwischen den Mitgliedstaaten zu beenden. Mehrere Länder, darunter Polen und Spanien, fordern ebenfalls eine schnelle Entscheidung.

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Druck aus Brüssel und den Mitgliedstaaten

Die EU-Kommission will die jahrelange Debatte über die Abschaffung der Zeitumstellung beenden. Apostolos Tzitzikostas erklärte, die Zeit sei gekommen, um das ständige Umstellen der Uhren zu stoppen. Die Forschung belege laut ihm gesundheitliche Risiken, insbesondere für ältere Menschen. Zudem gehe die Produktivität in vielen Branchen zurück.

Die Kommission arbeitet an einer neuen Untersuchung, die den Mitgliedstaaten helfen soll, eine einheitliche Entscheidung zu treffen. Diese Studie gilt als „sehr wichtig“, da sie die Grundlage für eine politische Einigung bilden soll. Seit Jahren fordern die Regierungen von Deutschland und anderen Staaten diese wissenschaftliche Bewertung. Bisher hatte Brüssel die Verantwortung auf die Mitgliedstaaten abgeschoben, was den Prozess blockierte.

Streit um Sommer- und Winterzeit

Der Vorschlag zur Abschaffung der Zeitumstellung stammt bereits aus dem Jahr 2018. Das EU-Parlament unterstützte ihn, doch die Kommission zog sich aus der Debatte über die Folgen zurück. Die zentrale Frage blieb ungelöst:

  • Soll dauerhaft Sommerzeit gelten?
  • Oder bleibt die Normalzeit, also Winterzeit, bestehen?

Beide Varianten hätten Vor- und Nachteile. Die Mitgliedstaaten konnten sich nicht auf eine gemeinsame Regelung einigen, weshalb das Vorhaben auf Eis lag. Die Behörde von Ursula von der Leyen erklärte regelmäßig, „der Ball liegt bei den Mitgliedstaaten“. Dadurch kam das Thema jahrelang nicht voran.

Neue Dynamik durch Polen und Spanien

Erst durch den Druck Polens während seiner Ratspräsidentschaft kam wieder Bewegung in die Diskussion. Die EU-Kommission griff die Initiative auf und nahm das Ende der Zeitumstellung erneut in ihr Arbeitsprogramm für 2026 auf. Im Hintergrund laufen rechtliche und praktische Prüfungen.

Druck aus Polen und Spanien
Druck aus Polen und Spanien, Foto: Pixabay

Auch Spanien forderte eine rasche Entscheidung. Ministerpräsident Pedro Sanchez betonte, dass die Zeitumstellung „zweimal im Jahr keinen Sinn mehr macht“. Seiner Ansicht nach bringt sie kaum Energieeinsparungen und wirkt sich negativ auf Gesundheit und Lebensrhythmus der Menschen aus.

Einigkeit im EU-Parlament und Bundestag

In der Sitzung des EU-Parlaments erhielt Tzitzikostas breite Unterstützung. Er betonte: „Die Kommission wird Hand in Hand mit Parlament und Rat eine faire, pragmatische Lösung suchen, die allen Bürgern nutzt.“ Auch im Bundestag sprechen sich fast alle Parteien für ein Ende der Zeitumstellung aus.

Sebastian Roloff von der SPD sagte, Deutschland wolle „die Zeitumstellung gemeinsam mit den europäischen Partnern abschaffen“. Stephan Brandner von der AfD verwies auf gesundheitliche und wirtschaftliche Folgen. Grünen-Abgeordneter Julian Joswig nannte die Praxis „überholt“ und forderte ihre Abschaffung. CSU-Politiker Hans Koller brachte mit einem ungewöhnlichen Vorschlag Schwung in die Debatte: Er schlug vor, die Uhr künftig nur um eine halbe Stunde zu verstellen.

Ausblick auf die Entscheidung

Die EU-Kommission plant, ihre Untersuchung in den kommenden Monaten abzuschließen. Danach sollen die Mitgliedstaaten entscheiden, welche Zeit künftig dauerhaft gelten soll. Zum ersten Mal seit Jahren besteht realistische Aussicht, dass die halbjährliche Zeitumstellung in Europa beendet wird. Die nächste Umstellung auf Winterzeit am Sonntag könnte somit eine der letzten sein.

Quelle: Berliner Morgenpost