Augen täglich schützen und aktiv bleiben
Augen täglich schützen und aktiv bleiben, Foto: pixabay

Unsere Augen leisten jeden Tag Unglaubliches. Doch ab dem 40. Lebensjahr beginnt ihr natürlicher Alterungsprozess. Der Mainzer Augenarzt Norbert Pfeiffer empfiehlt klare Maßnahmen, um die Sehfähigkeit möglichst lange zu erhalten. Dazu zählen Schutzmaßnahmen, Bewegung an der frischen Luft, Sport, Ernährung und regelmäßige Vorsorge. Besonders wichtig: Manche Augenerkrankungen verlaufen unbemerkt – nur gezielte Untersuchungen helfen.

Inhaltsverzeichnis:

Norbert Pfeiffer setzt auf Schutzbrillen bei Arbeit und Sport

Das Auge ist ein empfindliches Organ, das selbst kleinste Fremdkörper schwer verkraftet. Der Direktor der Universitäts-Augenklinik Mainz trägt daher bei vielen Tätigkeiten konsequent eine Schutzbrille. Ob beim Hämmern, Bohren oder Rasenmähen – überall dort, wo Teile absplittern können, besteht Verletzungsgefahr.

Auch beim Sport ist das Risiko real. Bei Tennis oder Squash empfiehlt Pfeiffer eine spezielle Sportbrille aus bruchsicherem Polycarbonat. Eine normale Sehhilfe reiche nicht aus, da sie das Auge nur teilweise abdecke. Beim Radfahren schützt der Mediziner seine Augen mit einer Alltagsbrille – nicht nur vor Licht, sondern auch vor Insekten. Diese könnten in der Bindehaut oder Netzhaut steckenbleiben und müssten dann medizinisch entfernt werden.

Ein zusätzlicher Effekt: Hochwertige Gläser filtern ultraviolettes Licht. UV-Strahlen können langfristig Netzhaut und Linse schädigen. Sobald die Augen anfangen zu blinzeln, ist die Lichtintensität zu hoch – spätestens dann sollte man zur Sonnenbrille greifen. Besonders gefährlich ist Sonnenlicht, das auf Wasser oder Schnee reflektiert.

Zwei Stunden Tageslicht gegen Kurzsichtigkeit

Laut Kuratorium Gutes Sehen sind 25 Prozent der Deutschen kurzsichtig. Die Ursache liegt häufig im modernen Lebensstil. Viel Bildschirmarbeit und wenig Zeit im Freien sorgen dafür, dass sich das Auge auf Nahsicht einstellt.

Pfeiffer empfiehlt, täglich zwei Stunden im Freien zu verbringen – idealerweise schon im Kindesalter. Diese Zeit muss nicht am Stück erfolgen. Auch mehrere kürzere Aufenthalte summieren sich. Dabei hilft das Tageslicht nicht nur den Augen, sondern verbessert auch die Stimmung.

Im Freien blinzeln wir mehr, was den Tränenfilm stabilisiert. Wer lange am Computer sitzt, blinzelt seltener – das führt zu trockenen Augen. Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene profitieren besonders vom Aufenthalt im Grünen. Bis etwa zum 30. Lebensjahr lässt sich Kurzsichtigkeit noch verhindern oder verlangsamen.

Bewegung schützt vor schwerwiegenden Erkrankungen

Drei Augenerkrankungen gelten als besonders gefährlich: Makuladegeneration, diabetische Retinopathie und Glaukom. Alle drei bergen ein Risiko für Erblindung. Regelmäßige Bewegung hilft, deren Auftreten zu verzögern oder den Verlauf zu verlangsamen.

  • Makuladegeneration betrifft vor allem ältere Menschen.
  • Diabetische Retinopathie tritt bei fortgeschrittenem Diabetes auf.
  • Glaukom führt durch erhöhten Augeninnendruck zum Abbau des Sehnervs.

Sport stärkt den gesamten Körper – und damit auch die Augen. Er verbessert die Zellfunktion, reduziert Übergewicht und senkt das Diabetes-Risiko. Pfeiffer integriert Bewegung in den Alltag: Er verzichtet auf den Fahrstuhl, nimmt stets die Treppe und fährt mit dem Rad zur Arbeit. Auch kleine Sprints im Alltag empfiehlt er. So bleibt der Kreislauf in Schwung.

Gemüse für die Netzhaut

Gemüse liefert wertvolle Antioxidantien, die Zellschäden vorbeugen – auch im Auge. Besonders Brokkoli, Paprika und Spinat haben laut Pfeiffer einen positiven Effekt auf den Verlauf der altersbedingten Makuladegeneration.

Er bevorzugt gekochtes Gemüse und achtet auf Farbvielfalt:

  1. Rotes Gemüse: z. B. Paprika
  2. Grünes Gemüse: z. B. Brokkoli
  3. Gelbes Gemüse: z. B. Zucchini

Sein Lieblingsgericht ist Ratatouille. Es vereint zahlreiche gesunde Zutaten in einer Mahlzeit. Damit bekommt der Körper alle nötigen Schutzstoffe in komprimierter Form.

Vorsorge ist der einzige Tipp, der Hilfe braucht

Viele Augenerkrankungen verlaufen lange ohne Symptome. Besonders beim Grünen Star (Glaukom) bleibt der Sehnervenschwund oft unbemerkt. Erst in späten Stadien treten Einschränkungen auf – manchmal zu spät für eine erfolgreiche Behandlung.

Deshalb geht Pfeiffer regelmäßig zum Augenarzt. Bis zum 60. Lebensjahr ließ er sich alle fünf Jahre untersuchen, heute alle zwei bis drei Jahre. Dabei wird vor allem der Augeninnendruck gemessen und der Sehnerv kontrolliert. Nur so lassen sich gefährliche Entwicklungen frühzeitig erkennen.

Alle anderen Maßnahmen – Bewegung, Ernährung, Schutz – liegen in der eigenen Verantwortung. Doch für die Vorsorge braucht es medizinische Unterstützung. Dieser einzige „fremde“ Beitrag kann entscheidend sein, um das Augenlicht langfristig zu bewahren.

Quelle: Focus